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Glaube als Überzeugung und Handlung

30. Dezember 2015 von Daniel von Wachter

Vortrag am 10.Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie, Innsbruck 2015. http://www.uibk.ac.at/ipoint/blog/1326563.html

Religiöser Glaube wird von verschiedenen Religionen verschieden aufgefasst, es lässt sichjedoch auch philosophisch erwägen, welche Grundform religiöser Glaube hat oder haben sollte. These dieses Vortrags: Religiöser Glaube, z.B. christlicher Glaube, besteht auseiner Glaubensüberzeugung und einer Glaubenshandlung. Alternativthese 1: ReligiöserGlaube besteht nur aus Überzeugung. Beispiele sind viele christliche Theologen, z.B.Thomas von Aquin, vielleicht auch Luther und Calvin. Diese haben haben zwar keineHandlungen zum Glauben gezählt, aber dennoch bestimmte Handlungen für die Religionszugehörigkeit und für die Erlösung für notwendig gehalten. Alternativthese 2: Religiöser Glaube enthält und benötigt keine bestimmten Überzeugungen, keine religiöseoder metaphysische Lehre. Verschiedene Varianten werden unterschieden, z.B. Glaube als Gefühl, Glaube als Moral, Glaube als existenzielle Einstellungen. Alternativthese 3:Religiöser Glaube ist ein anderer geistiger Zustand, der von Gott erzeugt wird. Begründung 1 der These: Ein aus Glaubensüberzeugung und Glaubenshandlung bestehenderGlaube kann Gründe bieten für existenzielle Einstellungen wie Freude, Trost, Hoffnung,Zuversicht, Sinn. Diese Einstellungen werden durch geeignete Gründe erstens rationalerund zweitens intensiver und tiefer. Welche solcher Einstellungen tatsächlich rational sind,hängt vom Vorhandensein der Gründe, von der Begründung der betreffenden religiösenLehren ab. Der Wert existenzieller Einstellungen ersetzt also nicht epistemische Gründefür die Wahrheit der Lehren. Begründung 2 der These: Ein aus Glaubensüberzeugungund Glaubenshandlung bestehender Glaube kann Gründe bieten nicht nur für die Glaubenshandlung selbst, sondern für ein weites Spektrum weiterer Handlungen und Lebensführungen. Dies können allgemein als gut anerkannte Handlungen sein (z.B. anderenhelfen, Widerstand gegen böse Regime) oder spezielle zur Religion gehörende Handlungen (z.B. Evangelisation, Bekenntnis). Diese Handlungen werden dadurch rationaler.Die Religion verstärkt die Motivation dazu. Die Religion stiftet dadurch Sinn und Zielim Leben. Die Rationalität dieser zweiten Gruppe von Handlungen hängt wiederumvom Vorhandensein der Gründe für die Annahme der betreffenden religiösen Lehren ab.Der Vortrag wird etliche Argumente gegen die Alternativthesen enthalten. Der Vortragwird einige Positionen aus der aktuellen Diskussion behandeln, z.B. Paul Helm, AlvinPlantinga, Richard Swinburne. Ausführungen zur These: Für religiösen Glauben, der ausGlaubensüberzeugung und Glaubenshandlung besteht, ist die Suche nach epistemischenGründen für und gegen die Glaubensüberzeugung möglich und erstrebenswert. Sie können in Indizien oder in Wahrnehmung bestehen. Es ergibt sich also eine Befürwortungder natürlichen Theologie und der Rolle der Philosophie in der Theologie. Ausführungenzur These: Für die Glaubenshandlung ist die Suche nach praktischen Gründen möglichund erstrebenswert. Dies wurde wenig beachtet.

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