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VO-L Emmanuel Levinas - Ethik als erste Philosoph

VO-L Emmanuel Levinas - Ethik als erste Philosoph

Diese Vorlesungen wurde von Studierenden der Uni Wien aufgezeichnet und mit der freundlichen Erlaubnis von Dr. Michael Staudigl der Philosophischen Audiothek zur Verfügung gestellt.

Inhalt (siehe: homepage.univie.ac.at/michael.staudigl)

Die Vorlesung möchte Studierenden die Möglichkeit bieten, sich in textorientierter Herangehensweise das Denken des französischen Philosophen und Phänomenologen Emmanuel Lévinas zu erschließen. Dazu prüft es seine These einer Ethik des Anderen, mit der uns Lévinas die Ethik als „Erste Philosophie“ zu denken aufgibt. Im Lichte dieser These sucht Lévinas die Totalisierungsbestrebungen des traditionellen Denkens (des Denkens des Selben) kritisch zu unterlaufen. Sein Versuch einer Ethikbegründung basiert folglich auf der außerordentlichen Bedeutung, die darin dem – wie er formuliert – ganz anderen, d.h. der nicht assimilierbaren Andersheit des anderen Menschen, zuerkannt wird.

Mit seiner Frontstellung gegen das sog. Denken des Selben eröffnet Levinas eine Reflexion über die Gewalt, die dem Anderen dort angetan wird, wo seine Andersheit geleugnet, inkorporiert oder zerstört wird. Seine Ethikbegründung, die mit dem Rekurs auf den prä-normativen Anspruch des Anderen diesseits von Sein und Sollen ansetzt, erlangt dadurch praktische Bedeutung: Sie bietet damit einen wichtigen Beitrag zur Ausdifferenzierung einer differenzsensiblen Gegenwartsphilosophie, die bemüht ist, die unreflektierte Gewalt politischer, rechtlicher und kultureller Ordnungen thematisch zu machen.

Die Vorlesung setzt es sich vor diesem Hintergrund zur Aufgabe, Levinas’ phänomenologische Fundamentalkritik klassischer Moralphilosophie und der von ihr vorgelegten Ethikbegründungen aufzuarbeiten. Dazu wird gezeigt, wie seine Transformation der klassischen Phänomenologie es ermöglicht, genuin ethische Fragestellungen in phänomenologischer Perspektivierung aufzugreifen. Entsprechend zielt das Seminar auf eine Interpretation von Levinas’ Texten in zweierlei Hinsicht: 1. widmet es sich den sprachlichen, argumentativen und theoretischen Problemen, in denen sich Levinas’ Bruch mit der Tradition (Onto-Theologie) vollzieht; 2. diskutiert es seine Kritik an traditionellen Formen der Ethikbegründung, um diesen gegenüber die Konturen seines Projekts einer Ethik als „Erste Philosophie“ herauszuarbeiten.

Semesterprogramm

7. Oktober 2013

Allgemeine Einführung in die LV, Organisatorisches

2. Dezember 2013

Lévinas und die Phänomenologie (Arbeitsmaterialien; Kapitel aus Die Spur des Anderen)

6. Dezember 2013

Totalität und Unendlichkeit: allgemeine Einleitung in das Werk; Vorwort (19-34);

Teil I: Das Selbe und das Andere (A)

9. Dezember 2013

Teil I (B-D)

16. Dezember 2013

Teil II

07. Jänner 2014

Teil III

13. Jänner 2014

Teil IV

24. Jänner 2014

Teil V

27. Jänner 2014

1. Termin für die schriftliche Prüfung

Die Vorlesung behandelt im Wesentlichen das Buch Totalität und Unendlichkeit. Vorbereitend werden wir die wichtigsten Grundbegriffe der Phänomenologie wiederholen/durcharbeiten. Der Vortrag wird durch (gemeinsame) Lektüre und Diskussion ergänzt. Erwerb eines Scheines durch Mitarbeit und schriftliche Prüfung.

Literatur:

  • Grundbegriffe der Phänomenologie Husserls

Emmanuel Lévinas, Totalität und Unendlichkeit. Versuch über die Exteriorität (Studienausgabe), übers. a.d. Französ. von W. N. Krewani, Freiburg/München: Alber 3. Aufl. 2002 [ Vorvort - I.A. Das Selbe und das Andere | I.B. Trennung ung Rede | I.C. Wahrheit und Gerechtigkeit - I.D. Trennung und Absolutes ]

―, Ethik und Unendliches. Gespräche mit Philippe Nemo, übers. a. d. Französ. v. D. Schmidt, Wien: Passagen 2008 (4. Auflage)

―, Die Spur des Anderen. Untersuchungen zur Phänomenologie und Sozialphilosophie (Studienausgabe) [Kap. 3, 4, 8] übers. a.d. Französ. von W. N. Krewani, Freiburg/München: Alber 2012

  • „Ist die Ontologie fundamental?“ (in: Die Spur des Anderen, a.a.O. (1951), 103-119)
  • „Der Untergang der Vorstellung“ (in: Die Spur des Anderen, a.a.O. (1959), 120-139)
  • „Die Spur des Anderen“ (in: Die Spur des Anderen, a.a.O. (1963), 209-235)

Weitere Literatur:

H. Arendt, Über das Böse. Eine Vorlesung zu Fragen der Ethik, München/Zürich: Piper 2006

H. Pauer-Studer, Einführung in die Ethik, 2. Auflage, Wien: Facultas (UTB) 2010 [ Kap. 1-2, Kap. 3-4, Kap. 5 ]

Sekundärliteratur:

R. Bernasconi , „Wer ist der Dritte? Überkreuzung von Ethik und Politik bei Levinas“, in: B. Waldenfels & I. Därmann (Hg.), Der Anspruch des Anderen, München: Fink 1998, 87–110.

J. Derrida , Gewalt und Metaphysik. Essay über das Denken Emmanuel Levinas’, in: ders., Die Schrift und die Differenz, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1972, 121–235.

C. Katz (Hg.), Levinas. Critical Assessments of Leading Philosophers, 4 Bde., London.

W. N. Krewani , „Ethik, Krieg, Politik. Gestalten des anderen in der Philosophie Lévinas’“, in: Phänomenologische Forschungen, 2001/1–2, 79–107.

S. Mosès , „Gerechtigkeit und Gemeinschaft bei Lévinas“, in: Brumlik, M. & H. Brunkhorst (Hg.), Gemeinschaft und Gerechtigkeit, Frankfurt/M.: Fischer 1993, 364–384.

S. STRASSER, „ Emmanuel Levinas. Ethik als Erste Philosophie“, in: B. Waldenfels, Phänomenologie in Frankreich, Frankfurt/M.: Surhkamp 2010 (3. Aufl.), 218-265.

B. WALDENFELS , „Singularität im Plural“, in: ders., Deutsch-Französische Gedankengänge, Frankfurt/M.: Suhrkamp 1995, pp. 303-321

—, „Antwort der Verantwortung“, in: ders., Deutsch-Französische Gedankengänge, op. cit., pp. 322-345

7 Folge

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