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Abrahams Opfer. Zur Konzeption des Vaters bei Pierre Legendre

15. September 2019 von andrea

Sabine Schlüter

Abrahams Opfer. Zur Konzeption des Vaters bei Pierre Legendre

Wenn Pierre Legendre danach fragt, wie es gelingt, Vater zu sein und worin das Vatersein eigentlich besteht, stößt er dabei unausweichlich auf das Verhältnis von Vater und Sohn. Jeder Vater ist auch ein Sohn, und so konstituiert sich beider Verhältnis nicht nur wechselseitig, sondern in doppelter Bindung in die aufsteigende und die absteigende Generationenfolge hinein. Eingebettet in den biblischen Mythos

von Abraham, der bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern, weist Legendre das Opferals Kulminationspunkt aus, an dem das Verhältnis von Vater und Sohn Gestalt annimmt. Daraus gehen nicht nur das Prinzip der Verantwortung, die Institution des Gesetzes und die Praxis der Humanität hervor, sondern auch die Subjektivität des Individuums.

Schließlich wirft diese Analyse des genealogischen Verhältnisses auch grundsätzliche Fragen darüber auf, wie die generationenübergreifende Verantwortlichkeit einer Gesellschaft gedacht werden können und ob es möglich oder berechtigt, verzichtbar oder unverzichtbar ist, wenn die Mitglieder einer Gesellschaft Verantwortung übernehmen und Schuld einbekennen für Taten, die weder sie selbst noch die Angehörigen ihrer Generation begangen haben.

Die Sigmund Freud Vorlesungen 2018 sehen sich die Fragestellungen aus psychoanalytischer Sicht näher an. Die Texte zu den Vorträgen sind 2018 im gleichnamigen Band erschienen.

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