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Sigmund-Freud-Vorlesungen 2015

Sigmund-Freud-Vorlesungen 2015

Das Orale taucht in theoretischen Konzepten der Psychoanalyse als eine Dynamik von Beißen, Verschlingen und Verschlungenwerden ebenso auf wie in Bildern des zerstückelten Körpers. Freud hat den oralen Modus mit der Inkorporation und der Introjektion des Objekts im Rahmen von Identifizierungs- und Trauerprozessen in Verbindung gebracht. Er hat die orale Einverleibung und das Ausspucken als Möglichkeit der Unterscheidung von Innen und Außen erkannt und damit als grundlegenden Mechanismus der Urteilsbildung beschrieben.

Es ist aber nicht nur der Mund, der zur Aufnahme fähig und zum Verschlingen bereit ist, gefräßige Augen machen auf andere Formen des Hungers aufmerksam. Unsere Lust am Sattsehen zeigt, dass das Schauen ein Modus ist, der Ähnlichkeiten mit dem Essen hat. Orale und skopische Triebe sind eng miteinander verflochten, auch Bilder müssen verdaut werden. Wer gern kocht, kann davon berichten: Es sind oft gerade die Bilder in Kochbüchern, Küchenblogs oder Fernsehkochsendungen, die den Rezepten erst ihren besonders anregenden Charakter verleihen.

Neben der Depression oder Melancholie sind Essstörungen Ausdrucksformen einer oral determinierten Symptombildung und gehen an manchen Stellen geradezu nahtlos in deren kulturelle Manifestationsformen über. Die Ansichten zu Gier und Völlerei sind ebenso einem kulturellen Wandel unterworfen wie die Körperformen, in denen sich Essverhalten widerspiegelt.

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