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Synthetisches Leben und Herstellendes Verhalten

30. Juni 2011 von Weiss Martin

Das Weltweite Echo auf C. Venters Ankündigung künstliches Leben synthetisiert zu haben war enorm. Auf die Frage einer Journalistin nach der Bedeutung dieses Experiments, antwortete Venter auf der von seinem Institut am 20. Mai 2010 einberufenen Pressekonferenz nach einigem Zögern: „Perhaps it is a giant philosophical change in how we view life.“ Hinweise darauf in welche Richtung das neue Verständnis des Lebens geht, haben Venter und seine Kollegen dem neuen Lebewesen gleichsam als „Wasserzeichen“ in die DNS graviert: In den nicht-kodierende Abschnitten der künstlichen DNS sind drei verschlüsselte Zitate verborgen: „To live, to err, to fall, to triumph, and to recreate life out of life“ (J. Joyce), „See things not as they are, but as they might be“ (R. Oppenheimer) und „What I cannot build, I cannot understand“. Besonders das letzte, dem neuen Organismus eingeschriebene erkenntnistheoretische Postulat, dem zufolge Wissen immer nur Herstellungswissen sein könne, ist aufschlussreich. Denn der im Kontext Synthetischer Biologie oft zu hörende Gedanke des Physikers R. Feynman, findet sich bereits am Beginn neuzeitlicher Naturwissenschaft. Die Ersetzung des klassischen erkenntnistheoretischen Paradigmas der Deskription durch das neuzeitliche der Konstruktion, die auch als Übergang der Biologie in Ingenieurswissenschaft beschrieben wird, erweist sich bei näherem Hinsehen als das Paradigma abendländisches Seinsverständnisses seit der Antike, wie M. Heidegger eindrücklich gezeigt hat.

Diskussion zum Vortrag.

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1 Kommentar

Kommentare

  • Kommentar
    schrieb am 13.12.2013 19:18:58…

    Die Frage nach der Hinträglichkeit künstlicher Synthetisierung von Leben ist hier nicht weit genug gestellt. Da "Das Leben" schon immer ein außer begriffliches ist. Die Frage nach der Ethischen Vertretbarkeit von der synthetischen Herstellung von Leben, sollte als eine politische und keineswegs moralische gefasst bzw gemessen werden.


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