Im Rahmen der Tagung „Die Machtanalyse nach Foucault. 40 Jahre ‚Überwachen und Strafen’“ (18.-20.06.2015, IWK, Wien) hielt der Literatur- und Kulturwissenschaftler Joseph Vogl (Humboldt-Universität, Berlin) am 19. Juni 2015 einen Vortrag mit dem Titel „Zum Begriff einer seignioralen Macht“.
Mit „Überwachen und Strafen“ hat der französische Philosoph und Wissenshistoriker Michel Foucault 1975 ein Buch veröffentlicht, das die gängigen Vokabulare des Machtdenkens – und damit der politischen Theorie und des Befreiungsdiskurses – durcheinandergewirbelt und neu konfiguriert hat. Nicht die negativen Bestimmungen von Gesetz, Repression und Verbot, sondern die produktiven Aspekte einer in bestimmte Bahnen gezwungenen Disziplinierung definieren die über die gesamten sozialen Beziehungen und Institutionen verteilte Eigentümlichkeit der Machtverhältnisse. Die Machtform der Disziplin ist „eine der großen Erfindungen der bürgerlichen Gesellschaft“, so Foucault, nämlich ein Mechanismus, aus den Körpern Zeit und Arbeit herauszuholen. Ihre Produktivität steht im Zeichen der Normalisierung und Steigerung der Lebenskräfte und sie fungiert in Abhängigkeit von einer „bestimmten Ökonomie der Diskurse der Wahrheit“.
Das Symposion ging der Frage nach, wie die aktuellen Machtverhältnisse beschaffen sind, die uns in ihrem Bann halten. Welche Aktualität besitzen heute noch die Analysen der Disziplinierung, mit denen Foucault vor 40 Jahren Aufsehen erregte und eine breite Wirksamkeit entfalten konnte? Wie lässt sich das Verhältnis von Bio- und Disziplinarmacht in der Gegenwart bestimmen? Welche neuen Machtformen sind entstanden – und mit welchen begrifflichen Mitteln können sie erschlossen werden?
Playlist:
The Claudia Quintet: Keramag Prelude (Album: „Royal Toast“ 2010).
The Claudia Quintet: Keramag (Album: „Royal Toast“ 2010).
Schnitt und Moderation: Luisa Drews, Revision der Sendung vom 2.12.2015