Die Nanotechnologie wird zur „Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts“ stilisiert und mit visionären Perspektiven zur Umgestaltung der Welt auf der basalen atomaren Ebene verknüpft. Über bereits bestehende Machbarkeitsvorstellungen hinaus wird der Eindruck suggeriert, hier wäre letztlich alles möglich, was nicht im Widerspruch zu fundamentalen Naturgesetzen stünde. Das überaus heterogene und vielschichtige Forschungsfeld zeigt sich in vieler Hinsicht vor allem als eine „gesellschaftliche Konstruktion“, an der viele verschiedene Interessengruppen mitwirken. Der um die Nanotechnologie betriebene Hype ist insofern Ausdruck von vielfältigen Grenzverschiebungen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, Wissenschaft und Populärkultur, Wissenschaft und Technik etc. Angesichts der verschiedenen Ansätze, Selbstorganisationsprinzipien technologisch nutzbar zu machen, gewinnt auch die Vorstellung einer „Animation der Materie“ immer größere Bedeutung, wodurch auch eine zunehmende Verflüssigung der Grenzen zwischen Technologie und Magie und eine moderne Einlösung „alchemistischer Phantasien“ nahe gelegt wird. Für die Nanotechnologie scheint insofern das bekannte dritte Gesetz von A. C. Clarke vollends verwirklicht zu sein: „Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.“ Im Vortrag soll es darum gehen, an ausgewählten Bespielen diese Verflüssigung zu zeigen und in zwei Richtungen kritisch zu beleuchten: Zum einen basiert der „magische Eindruck“ häufig auf einem Ausblenden naturwissenschaftlicher Zusammenhänge, zum anderen ist das hier zugrunde gelegte Verständnis von „Magie“ hochgradig ahistorisch.
Diskussion zum Vortrag.