Strahlenkatzen und Atompriester – Hans Jonas, Herbert Marcuse und die Atomsemiotik

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Philosophische Brocken
Strahlenkatzen und Atompriester - Hans Jonas, Herbert Marcuse und die Atomsemiotik
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Wir erzeugen Abfall, der für die nächsten tausend und abertausend Jahre für Mensch und Umwelt gefährlich sein wird – wie kommunizieren wir das an die fernen zukünftigen Verwandten? Das ist die Frage der Atomsemiotik – ein historisch kurioses aber philosophisch hochinteressantes Forschungsfeld.

Kürzlich besuchte ich die Müllverbrennungsanlage Spittelau in Wien und lernte, dass was nach der "thermischen Behandlung" von unserem Abfall überbleibt ein sogenannter "Filterkuchen" ist, so wahnsinnig giftig, dass er nach der österreichischen Rechtslage gar nicht hierzulande gelagert werden kann. Er kommt in ein ehemaliges Salzbergwerk in Deutschland.

Und da erinnert ich mich wieder an die Atomsemiotik, mit der ich mich zuletzt 2015 in einem Philosophie-Seminar an der Universität Wien beschäftigte. Es war ein Seminar von Konrad Paul Liessmann über Hans Jonas und Herbert Marcuse.

Als mir dann auch noch – in anderer Radio-Mission – Louise Horvath ein Interview mit dem Schriftsteller David Wahl schichte, worin er seine Recherchen zum Atommüllendlager im französischen Bure schildert, machte ich mich endgültig daran meine Studienunterlagen auszugraben.

Atomsemiotik ist ein nahezu perfektes Thema für eine komparatistische Lektüre von Hans Jonas‘ ‚Das Prinzip Verantwortung‘ und Herbert Marcuses ‚Der eindimensionale Mensch‘. Das habe ich in meiner damaligen Seminararbeit (die ich noch immer sehr mag) versucht – und nun vertont.

Zu hören ist über die Atomsemiotik in den 1980er-Jahren und was davon heute umgesetzt wurde bzw. noch wird. Kurze Einblicke in Jonas‘ und Marcuses Technikphilosophie – und Spekulationen darüber, wie sie die atomsemiotischen Bemühungen beurteilt hätten.

Eine Sendung von Julia Grillmayr

CC Musik von:

Analog-Brain, Kevin MacLeod & Wolf Burn aus dem Free Music Archive