Susanne Lummerding im Gespräch mit Alice Pechriggl. Cyber-Diskurse, ob als „konsensuale Halluzinationen“ oder als realistischere Konstruktionen, sie implizieren Handlungs- und Subjektbegriffe, die umstritten bleiben und philosophisch, kultur- oder medientheoretisch bestenfalls erhellt und systematisiert werden können. Die bloße Unterstellung des diesen Diskursen zugrunde liegenden Phantasmas eines a priori „autonomen, souveränen, transparenten Subjekts“ macht die politischen Autonomiebestrebungen, ja den Autonomiebegriff als solchen alles andere als obsolet oder selbstverständlich. Vielmehr geht es einmal mehr um seine problematische aber unumgängliche Aktualisierung im Sinne kollektiver Freiheit zu…, ja wozu? Zur weitestmöglichen demokratischen Gestaltung der nur erst partiell demokratischen Gesellschaft(en) durch deren Sub-jekte. Diese sind größtenteils immer noch dem kapitalistisch-ökonomischen „System“ eingefügt und seinen politischen-ökonomischen Eliten sowie Dispositiven unterworfen, das heißt konkret politisch wie auch psychisch und somatisch (und nicht nur transzendentallogisch) fremdbestimmt. Aber eben so sind sie selbst daran beteiligt und damit identifiziert, was die politische und nach wie vor revolutionär zu konzipierende Aufgaben der Befreiung nicht gerade vereinfacht.
Lit.: Susanne Lummerding, agency@? Cyberdiskures Subjetkonstituierung und Handlungsfähigkeit im Feld des Politischen, Wien, Böhlau 2005. Revision der Sendung am 17.12.2023.