Vortrag von Andreas Gelhard mit einer Respondenz von Wolfgang Horvath
Der Begriff der Kompetenz ist zum Kassenschlager einer psychologischen Industrie geworden, die privates Lebensglück, soziale Sicherheit und beruflichen Erfolg unterschiedslos auf die Ausbildung entsprechender Kompetenzen zurückführt: Ein Maß für alles – ganz gleich, ob es um die zügige Karriere oder die harmonische Partnerschaft geht. Der flexible Umgang mit einem beliebig erweiterbaren Repertoire fachlicher, sozialer, emotionaler, kommunikativer und personaler Kompetenzen schafft dabei ein paradoxe Situation, die zugleich durch eine Ausweitung informeller Prüfungssituationen und einen Boom auf dem Gebiet standardisierter Testformate gekennzeichnet ist. Besonders gravierende Folgen hat das im Bildungswesen. Der Nachweis, dass die der Personalentwicklung entstammenden Test- und Trainingstechniken auch in Erziehung und Unterricht zu besseren Ergebnissen führen, steht noch aus.
Respondenz: Wolfgang Horvath (Wien)
Mitschnitt eines Vortrags im Rahmen des Jour fixe Bildungstheorie | Bildungspraxis (organisiert vom Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien, vom Verband Österreichischer Volkshochschulen , vom Ring Österreichischer Bildungswerke und vom IWK), der am 20. 06. 2013 im Depot in Wien gehalten wurde.
Andreas Gelhard: seit 2009 wissenschaftlicher Leiter des Forum interdisziplinäre Forschung und wissenschaftlicher Mitarbeiter des philosophischen Instituts der TU Darmstadt, 2007–2009 Wissenschaftslektor im Suhrkamp Verlag.
Wolfgang Horvath: Bildungswissenschafter und Lehrer, unterrichtet am Lycée Français de Vienne. Publikation: Glücklich standardisiert: Vom heimlichen Nutzen der Bildungsstandards, Wien: Löcker 2012.
Sendungsgestaltung: Thomas Hübel