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Stemme Anja: Beobachter des Lichts – Grenzüberschreitungen im Gehirn

30. Juni 2011 von Anja Stemme

Empirische Wissenschaften basieren auf Beobachtungen, die wir in der Welt machen können, wobei ein besonderer Grenzfall empirischer Beobachtungen auftritt, wenn diese auf das Gehirn treffen. Eine weit verbreitete Schlussfolgerung aus der Beobachtung des Gehirns, respektive verschiedener neurologischer Phänomene ist, dass wir, die empirischen Beobachter selbst, nichts weiter als Gehirne mit einem Körper sind, die über verschiedene Schnittstellen mit der Außenwelt verbunden sind. Wenn wir jedoch von dieser Annahme ausgehen, müssen wir erstaunt feststellen, dass wir per definitionem noch niemals einen Lichtstrahl beobachtet, untersucht oder beschrieben haben, *bevor* er auf eine Retina traf und eine neuronale Verarbeitung oder Repräsentation erfuhr. Was immer wir von der Welt erleben oder beobachten wäre demnach eine neuronale Repräsentation von *etwas*. Das Bemühen um ein naturwissenschaftliches Verständnis des Gehirns kann also nicht umhin zunächst Relationen zwischen Außenwelt, Gehirn und Wahrnehmung zu klären. Leugnet man hier die Wahrnehmung per se, so leugnet man gleichzeitig das, was als Inhalt der Wahrnehmung Gegenstand empirischer Theorien und Basis naturalistischer Grundannahmen ist: Die Außenwelt - denn all ihre Signale erfahren an den Schnittstellen zum Gehirn eine Transformation in neuronale Aktivitäten und sind – nach naturalistischer Prämisse – erst danach zugänglich. Die Frage der Wahrnehmung, der Relation von Subjekt und Objekt, von Beobachter und Gegenstand ist mithin eine Frage, die Grenzen überschreitet, deren Adressierung jedoch unumgänglich scheint, sobald man vermeint, sich mit dem Gehirn der Untersuchung der *Konstitution* von Beobachtung per se zuzuwenden. Eine Lösung deutet sich an, wenn man in dieser Frage *grenzüberschreitend* Beobachtungen und scheinbar konträre Theorieansätze konstruktiv miteinander verbindet, um ein Bild der Relationen entwickeln zu können, das das Verständnis von Welt, Gehirn und Wahrnehmung zu unterstützen vermag.

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