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Paradiesische Zustände: Tümpel, Erde, Raumstation

13. September 2008 von Claus Pias

Gleichwohl die Geschichte der Limnologie tief ins 19. Jahrhundert zurückreicht und bereits dort stehende Gewässer als selbststabilisierende Lebensgemeinschaften oder stoffwechselartige Mikrokosmoi zu begreifen suchte, waren es die späten 1940er Jahre, die unter dem Einfluß kybernetischer Regelkreislehren und digitaler Computersimulation jene Konzepte und Medien lieferte, die es letzthin erlaubten, die Welt als Extension des Tümpels zu denken. Denn am stehenden Gewässer erweist sich die Leistungsfähigkeit einer theoretischen »systems analysis«, die sich zugleich anschickt, im praktischen "systems design" die Probleme ihrer Gegenwart in den Griff zu kriegen. Auf Weltmaßstab skaliert, verwies der Tümpel damit auf die "Grenzen des Wachstums" als Katastrophe unterschiedlicher Feedbacks und verlangte nach einer globalen Homöodynamik. An den Arbeiten Jay Forresters, der die Simulationsmodelle des Club of Rome entwickelte, wird offensichtlich, daß und wie das "Ende der Geschichte" zur Notwendigkeit postmodernen Überlebens wird. Radikalisiert werden solche Stabilitätsbegehren in den zeitgleichen Plänen der NASA zu Kolonien im Weltraum. Nur die noch einmal gemachte, vollständig künstliche und damit kontrollierbare Welt ist als eine denkbar, in der die Geschichte ausgesetzt ist und ein »Platonismus des Gemachten« (Hans Blumenberg) herrschen kann.

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