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Die technische Selbstgestaltung des Menschen. Zur Unabdingbarkeit einer hermeneutischen Perspektive

13. Januar 2016 von Adreas Beinsteiner

Vortrag am 10.Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie, Innsbruck 2015.http://www.uibk.ac.at/ipoint/blog/1326563.html

Als Peter Sloterdijk vor 15 Jahren in seiner berüchtigten „Elmauer Rede“ nach „Regelnfür den Menschenpark“ fragte, richtete sich die Empörung – einem alten und nur allzu bekannten Muster folgend – gegen den Überbringer der Botschaft; einer Botschaft,deren Unabweisbarkeit seither nur an Evidenz gewonnen hat: Die Praktiken menschlicher Selbstgestaltung haben eine entscheidende Transformation erfahren. An die Stellevon Selbstreflexion, Askese oder Bildung sind technisch-invasive bzw. pharmakologischeEingriffe in den Körper und die Möglichkeit genetischer Neuprogrammierung getreten.Nicht zufällig sind im Zuge dessen auch wirkmächtige theoretische Neukonzeptionendes Verhältnisses von Menschlichem und Nichtmenschlichem angetreten, nicht zuletztauch mit dem Anspruch, im Herzen der kapitalistisch-militärischen Steigerungs- undOptimierungsprogramme alternative Logiken zu etablieren: insbesondere Donna Haraways Mythos der Cyborg, die sich angesichts der verschwimmenden Grenzen zwischenMensch, Tier und Maschine lustvoll neuen Verbindungsmöglichkeiten hingibt, und Bruno Latours symmetrische Anthropologie, die menschliche Handlungsmacht stets nur im Kollektiv mit Bakterien, Bodenwellen, Schusswaffen oder anderem Nichtmenschlichemgegeben sieht. Ob diese Ansätzen tatsächlich eine Destabilisierung der technologisiertenOptimierungsdynamik befördern können, darf bezweifelt werden: zu sehr partizipierendie Konzepte einer diffus-hybriden agency an der technowissenschaftlichen Grundhaltung; insbesondere am exklusiven Fokus auf die causa efficiens. Die Frage nach einermöglichen Offenheit oder aber teleologischen Geschlossenheit der Technisierung desMenschlichen lässt sich jedoch nicht stellen, ohne auch nach dem Sinn und dessen Offenheit oder Geschlossenheit zu fragen. Der Beitrag argumentiert für die Unabdingbarkeiteiner (techno)hermeneutischen Perspektive, die auch Sinnzusammenhänge in den Blicknimmt – jene, in die technische Artefakte eingebettet sind, sowie jene, die durch dieseArtefakte selbst evoziert werden.

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