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Anthropodizee statt Fundamentaltheologie

30. Juni 2011 von Michael Benedikt

Fundamentaltheologie beansprucht, des Menschen Vernunft offen zu halten, für ein Aus-sich-Heraustreten des Unvordenklichen als Gottheit. Zugleich wird dem Menschen – seiner Mit- und Umwelt – eine Dienstfunktion gegenüber der Gottheit eingeräumt. Die Projektion jener „ziszendenten Transzendenz“ (H. Wagner) aus menschlicher Entwurfsleistung als „Über-ich“ bleibt hierbei zumeist unbefragt; ebenso die mehr als vierfachen Modi des Atheismus (dogmatisch-politisch, analytisch, semantisch und hermeneutisch ). Deshalb verfällt diese Konfiguration bei aller dazugehörigen mehrfachen „Analogie“ schließlich der Herr – Knecht – Dialektik Hegels. Dagegen ist „Anthropodizee“ – als Umkehr der von Kant kritisierten Theodizee (Rechtfertigung der Bonität der Gottheit gegenüber dem Übel der von Gott geschaffenen und erhaltenen Welt) – in Schöpfung – Geschichte – Vollendung zu denken: wie also sei der Mensch als Knecht, Kindschaft, Sohn – Töchterschaft in entsprechende Mündigkeit einzubringen? Mündigkeit gegenüber Natur – Umwelt, Geschichtsverläufen, gesellschaftlich-künstlerischen Vollzugsformen, zuletzt auch – mit Bedacht auf die vierfachen Atheismen – auch der Gottheit gegenüber. Hier ist neben Johannes (samt jenes der Briefe sowie der Apokalypse) und den drei weiteren Evangelien das logion Paulus’ an die Kolosser (1,24) heranzuziehen: Da er, Paulus, und seine Nachfolger, das, was an Leid (Leiden) des huios tou theou, noch ausstehe, aufzufüllen gerufen sind. Hierzu sei noch an die Volksliturgie des Franz X. v. Kohlmeier (M. Haydn) erinnert, da unsereins, zusammen mit der entsprechenden Lebenswelt, die doxa tou theou zu vermehren aufgerufen seien. Anthropodizee, also Rechtfertigung des durch Atheismen hindurchgehenden anthropos, ist also die zeitgemäßere und zukunftsweisende Gestaltung jenes Menschentums, welches im Gefolge der theotókos in die innere Gestaltung der Gottheit – in Nachfolge Meister Eckharts und Taulers – hineinlangt. *(+ 1 Satz)

Diskussion zum Vortrag.

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