Ich werde in meinem Paper der Frage nachgehen, ob und wenn ja, weshalb Spekulationsgeschäfte als ethisch problematisch angesehen werden müssen. Dafür muss in einem ersten Schritt geklärt werden, worin sich diese Geschäfte von anderen Tauschgeschäften unterscheidet. Ist es der Zeithorizont, der für die Unterscheidung ausschlaggebend ist? Oder das erhöhte Risiko, das dabei eingegangen wird? Oder die Tatsache, dass es sich dabei (angeblich) um ein Nullsummenspiel handelt? Oder ist es letztlich doch die (volkswirtschaftliche) Funktion (resp. Funktionslosigkeit), welche sie von anderen Tauschgeschäften unterscheidet? Denn lassen sich Spekulationsgeschäfte begrifflich nicht von Investitionen unterscheiden, so kann auch deren unterschiedliche Bewertung nicht aufrecht erhalten werden. In einem zweiten Schritt wird die Strategie geprüft, Spekulationen als eine Form des „Gamblings“ zu verstehen. Die Kritik am Gambling wird dabei entweder daran festgemacht, dass die Gewinne durch Glück (im Gegensatz zu Leistung oder Fähigkeiten) zustande kommen und somit unverdient seien, oder aber es wird argumentiert, dass dadurch unnötige Risiken generiert werden. Anhand von Dworkins Unterscheidung zwischen „brute luck“ und „option luck“ wird die erste Kritik geprüft und verworfen. Auch die zweite Argumentationsstrategie wird verworfen, da aus der Tatsache, dass ein Risiko vermeidbar wäre nicht automatisch folgt, dass es dadurch moralisch falsch ist, dieses Risiko einzugehen. Abschliessend wird die These aufgestellt, dass sich die negative Bewertung von Spekulationsgeschäften primär auf diejenigen Transaktionen bezieht, welche auf das Eintreten eines negativ bewerteten Ereignisses wetten, beispielsweise eines Krieges, den Zusammenbruch einer Währung oder den Bankrott eines Staates. Nicht die Spekulation als solche, sondern die Tatsache, dass jemand vom Leid anderer profitiert, scheint ausschlaggebend dafür zu sein, diese als moralisch problematisch einzustufen.
Diskussion zum Vortrag.