Dem klassischen Konsequentialismus zufolge ist eine Handlung dann moralisch gefordert, wenn sie das Gute maximiert, d.h., wenn der Wert ihrer Konsequenzen mindestens so gut ist wie der Wert alternativer Handlungskonsequenzen. Das zu tun, was die besten Konsequenzen hat, kann als die "bestechende Idee" des Konsequentialismus bezeichnet werden. Nicht-KonsequentialistInnen sind dagegen der Auffassung, dass wir keinesfalls immer das Gute maximieren sollten. So ist es verboten, das Gute zu maximieren, wenn (i) dies dazu führt, anderen zu schaden; (ii) wir auf diese Weise unseren besonderen Pflichten nicht nachkommen können; und (iii) wir auf diese Weise unseren eigenen Projekten nicht nachzukommen vermögen. Es scheint ein Vorteil nicht-konsequentialistischer Theorien zu sein, dass sie die Intuitionen unserer common-sense-Moral einfangen. Nennen wir dies den "intuitiven Vorteil" nicht-konsequentialistischer Theorien. In jüngster Zeit ist der Vorschlag gemacht worden (C. Brown, J.Dreier, J. Louise, D. Portmore), dass ein revidierter Konsequentialismus die Intuitionen unserer common-sense-Moral berücksichtigen kann. Demzufolge sollen diejenigen Intuitionen, die nicht-konsequentialistischen Theorien für die Bestimmung des deontischen Status einer Handlung als relevant ansehen, als wesentlich für die Bewertung der Konsequenzen betrachtet werden. Mein Ziel ist es zu prüfen, ob diese Strategie der Konsequentialisierung nicht-konsequentialistischer Moraltheorien erfolgreich ist. Ich werde zeigen, dass diese mit einem Dilemma konfrontiert sind: 1. Wenn an der klassischen Theorie des Rechten festhalten wird und Werte zu maximieren sind, können sie den Intuitionen, die den für nicht-konsequentialistische Theorien relevanten Werte zugrundliegen, nicht gerecht werden. 2. Wenn jedoch die klassische Theorie des Rechten aufgegeben wird, dann wird auch die "bestechende Idee" des Konsequentialismus verabschiedet.
Diskussion zum Vortrag.