Vortrag am 10.Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie, Innsbruck.http://www.uibk.ac.at/ipoint/blog/1326563.html
Jacques Lacans Spätwerk ist unter anderem durch den Einsatz von topologischen Figurengekennzeichnet. Der Knoten sei eine Schreibweise, sagte der Psychoanalytiker. Als solchedient er beispielsweise der pädagogischen Illustration, wenn von psychischen Strukturendie Rede ist. Er taucht auf, wenn metaphorisch auf Momente des Zusammenhalts oderder Zerreißung angespielt wird. Er ist geeignet, um früher eingeführte Begriffe wie dasPhantasma neu zu entfalten. Und er verspricht eine punktgenaue Bestimmung von Situationen in der Kur. Lacans Einsatz der Fadenringe und der von ihnen gebildeten Knotenfällt in eine Zeit, in welcher er der Materialität der Sprache in ihren klanglichen Facettenin seiner eigenen Rede breiten Raum lässt. Wie mit den Knoten erweckt er mit solchen,vermehrt als Neologismen auftauchenden Produktionen den Eindruck, einer neuen psychischen Ökonomie auf der Spur zu sein. Verglichen mit früheren Auffassungen, dieLacan zum Subjekt und seiner (Patho)Genese ausgearbeitet hat, kommt dem Körper nunein zwar weniger bedeutsamer, dafür aber keineswegs geringerer Stellenwert zu. Er wirdjetzt als Relais zwischen dem Realen und dem Sinn genannt. Bekannte Grenzen schwinden. Die Materialität des Körpers und die Moterialität des Unbewussten scheinen ineinander über zu gehen. Die Strenge einer topologischen Erfassung von Zusammenhängensteht in manchem späten Seminar einer Tendenz zur implodierenden Auflösung eben dieser Zusammenhänge gegenüber. Der Sinn und seine Effekte begleiten das Reden vonStuss, Debilität und Blabla. Der Knoten und die Theorien über ihn versuchen Orientierung zu geben, selbst dort, wo Lacan sie lediglich als Träger von etwas Anderem und demRealen zugehörig denkt. Zusammen mit den mathematischen Voraussetzungen werdenim Vortrag unter Einbeziehung eines Teils der psychoanalytischen Rezeption der Fadenringe Formen und Spezialitäten von Lacans Anwendungen der Knoten gezeigt werden.Neben der Körperhaftigkeit der Knoten wird dabei der Körper in den KnotenbildungenBerücksichtigung finden.