Rationalität vs. Emotionen? Eine Kritik an Korsgaards Freiheitsbegriff aus phänomenologischer Sicht

Die Philosophische Audiothek
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Rationalität vs. Emotionen? Eine Kritik an Korsgaards Freiheitsbegriff aus phänomenologischer Sicht
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Christine Korsgaard geht davon aus, dass sich der Mensch vermöge seines Selbstbewusstseins von anderen Lebewesen unterscheidet, da ihn dieses befähigt sich von sich selbst zu distanzieren und seine Wünsche, Impulse und Gefühle infrage zu stellen und sich ihnen gegenüber zu verhalten. Somit wird das Selbstbewusstsein zum Ursprungsort der menschlichen Freiheit. Freiheit bestimmt Korsgaard als reines Vernunftvermögen. Im Anschluss an Kant versteht sie die Vernunft als vollständig selbstbestimmt d.h. von nichts außerhalb ihrer selbst bestimmt – so auch nicht von Emotionen. In diesem Vortrag versuche ich zu zeigen, dass Korsgaards Freiheitskonzept einem Intellektualismus anheimfällt. Im Zentrum dieser Untersuchung steht die Frage, ob Korsgaards Vorstellung einer Opposition von Emotionen und Rationalität und der auf dieser Vorstellung basierende Freiheitsbegriff phänomenadäquate Beschreibungen erlauben. Ich vertrete die These, dass dem nicht so ist, da weder das Rationale frei von Emotionen ist, noch Emotionen jeglicher Rationalität entbehren. Aus phänomenologischer Sicht lässt sich nachweisen, dass Korsgaards Freiheitsbegriff – insofern sie diesen auf vernunftgeleitete Selbstbestimmung reduziert – zu eng gefasst ist. Aus diesem Grund ist ein weiterer bzw. grundlegenderer Freiheitsbegriff, als jener von Korsgaard, notwendig. In diesem Zusammenhang verweise ich auf das Freiheitsverständnis von Sartre, um aufzuzeigen, dass und wie sein Freiheitsbegriff den Problemen, die uns bei Korsgaard begegnen, entgeht. Da eine phänomenologische Betrachtung des Verhältnisses von Emotionen und Rationalität nicht nur auf Eigenheiten und Unterschiede gerichtet ist, sondern sich vor allem deren Zusammenspiel und wechselseitiger Bedingtheit innerhalb der menschlichen Realität widmet, ist anzunehmen, dass die Phänomenologie im Stande ist, einen fruchtbaren Beitrag zu dieser Debatte zu liefern.

Diskussion zum Vortrag.