Philosophien des Herzens (21.04.20)

Vorlesung von Dr. Arno Böhler am 21.04.20

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung:

Das Ziel dieser Vorlesung besteht darin, Ihnen philosophische Konzeptionen des Herzens aus verschiedenen Kulturkreisen vorzustellen.

Eine zentrale Rolle werden dabei die Philosophien des Herzens von Friedrich Nietzsche spielen, der das Wort Herz, bzw. Wortfügungen wie herzlich, in seinem Gesamtwerk mehr als 2500 mal verwendet, der indische Tantriker Abhinavagupta (10 Jhd.), der uns auffordert, „im Herzen wandern zu lernen“ (khechari), um die Welt von innen her zu verstehen, sowie der jüdische Philosoph Baruch de Spinoza, der im fünften Buch seiner Ethik davon ausgeht, dass Menschen die Fähigkeit besitzen, die Welt sub specie aeterniatis zu empfinden. In Auseinandersetzung mit diesen Diskursen sind es vor allem die folgenden Fragen, denen in der Vorlesung reflexiv nachgegangen werden soll:

Inwiefern lässt sich das Herz als Organ des Erkennens denken?

Warum wurde das Herz immer wieder als Sitz unseres Begehrens bestimmt?

Wie verändert sich unser Bild vom Denken (Deleuze), wenn Denken als eine Form des Begehrens gedacht wird?

Was heißt es, mit dem Herzen zu denken?

Was heißt es, ohne Herz zu denken?

Was heißt es, herzlich zu denken?

Literatur:

Prüfungsrelevante Texte (wird auf Moodle bereitgestellt):

Deleuze, Gilles: Spinoza. Praktische Philosophie, Merve Verlag: Berlin 1988.

Deshpande G.T.: Abhinavagupta, Sahitya Akademi: Delhi 1992. 2. Auflage.

Diefenbacher, Katja: Spekulativer Materialismus. Spinoza in der postmarxistischen Philosophie, Turia + Kant: Wien, Berlin 2018.

Müller-Ortega, Paul Eduardo: The Triadic Heart of Shiva: Kaula Tantricism of Abhinavagupta in the Non-Dual Shaivism of Kashmir. New York State University Press: New York 1989.

Friedrich Nietzsche, Nietzschesource, http://www.nietzschesource.org/

Nietzsche, Friedrich: Kritische Studienausgabe. Hg. v. Colli, Giorgio und Montinari, Mazzino, Bd. 4-6. De Gruyter: Berlin, New York 1988.

Spinoza, Baruch de: Sämtliche Werke, Ethik in Geometrischer Ordnung dargestellt. Hg. v. Wolfgang Bartuschat. Felix Meiner Verlag: Hamburg 2007.Weiterführende Literatur wird auf Moodle bereitgestellt.