Während es in einem Großteil der Geisteswissenschaften üblich ist, das Verständnis und Prozedere des eigenen Untersuchungsfeldes durch die Applikation, Modifikation und Kombination veschiedenster heuristischer Modelle und Methoden zu vermehren, herrscht in der Philosophie – trotz des Poststrukturalismus – weiterhin die Auffassung, dass eines ihrer zentralen Betätigungsfelder in Analyse und Klärung von Argumenten liegt. Als Instrument dieser Analysen bedient man sich dabei fast ausschließlich der Methoden der formalen Logik. Die Dominanz dieser Sichtweise befremdet einen jedoch schnell, wenn man einen Blick in die Geschichte der Philosophie wirft. In dieser finden sich von Anfang an auch andere Modi des Philosophierens, welche sich alternativer – zumeist – literarischer Formen bedienen. Eingedenk dieser Traditionen und somit in Opposition zum dominierenden philosophischen Selbstverständnis und Usus will dieser Vortrag versuchen, durch die rein heuristische Suspendierung der ansonsten stets unreflektiert vorausgesetzten Vorrangstellung der konstativen Aussage die textinternen Prozesse, welche das heuristisch-methodische Vorgehen oder die Argumentation innerhalb philosophischer Texte tragen und vorantreiben, mit Hilfe alternativer deskriptiver Methoden zu erfassen. Anhand von Textbeispielen wird u.a. untersucht, welche Rolle dabei ästhetisch-literarische Praktiken spielen. Im Hintergrund dieser Untersuchung steht die Vermutung, dass der so häufig konstatierte Gattungsunterschied zwischen Literatur und Philosophie weitaus brüchiger ist als angenommen und dass Letztere eine Sonderform wissenschaftlichen Schreibens darstellt, die man als „para-literarisch“ bezeichnen könnte – im Anschluss an J. Hillis Millers Deutung des altgriechischen Präfixes para als „eine antithetische Vorsilbe, die gleichzeitig Nähe und Entfernung, Ähnlichkeit und Unterschied […] bezeichnet […], etwas, das zugleich diesseits und jenseits einer Grenze, einer Schwelle oder eines Randes liegt“.
Diskussion zum Vortrag.