Äußert jemand den Satz „Hans ist ein Esel“, dann könnte man annehmen, dass die Person damit zu verstehen gibt, dass Hans zur Gattung der Haustiere gehört, ein Paarhufer ist, Ähnlichkeiten mit einem Pferd hat, etc. Man kann aber einwenden, dass mit diesem Satz gerade das nicht gemeint ist, etwa wenn die Person den Satz metaphorisch verwendet und Hans bloß necken will. Befürworter kontextualistischer Theorien haben aus Fällen wie diesen geschlossen, dass dies nur im Kontext der Äußerung entschieden werden kann, da beliebig viele Faktoren für die korrekte Interpretation entscheidend sein könnten. Diese Position scheint gerade in Hinblick auf jene Theorien attraktiv zu sein, die die Bedeutung eines Satzes auf die durch den Satz selbst bestimmten Wahrheitsbedingungen verweisen, die sowohl im wörtlichen als auch im metaphorischen Gebrauch ident sind und folglich den unterschiedlichen Gebrauch nicht hinreichend erklären. Ohne sich auf eine bestimmten Position festzulegen, sind damit zwei Positionen moderner semantischer Theorien skizziert: (i) jene, die den Kontext des Sprechaktes und die Intentionen des Sprechers in den Vordergrund rücken und (ii) minimalistische Positionen, die sich mit der Klärung der Bedeutung von Sätzen mittels der Angabe von Wahrheitsbedingungen begnügen. In meinem Vortrag möchte ich auf Varianten der skizzierten Positionen eingehen, um zu zeigen, worauf man sich als Bedeutungstheoretiker kohärenter Weise verpflichtet, wenn man den Standpunkt einer dieser Theorien einnimmt. Dieses Unterfangen dient allerdings nicht dem Nachweis fehlender Konsistenz, sondern um die so hergeleiteten Positionen mit jener des radikalen Interpreten Donald Davidsons zu kontrastieren. Mein Anliegen ist es, damit einen Beitrag zur Bestimmung von Grenzen und Möglichkeiten semantischer Theorien zu leisten.
Diskussion zum Vortrag.