Ludwig Wittgenstein sagt: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“. Diese Aussage lässt offen, ob es sich um Grenzen handelt, die ein für allemal festliegen, oder ob sie sich öffnen oder verschieben lassen. Viel spricht dafür, dass sie offen und wandelbar sind, wie auch die Grenzen des Körpers, die sich durch die Biotechnologie verschieben lassen. Was heißt es, solche Grenzen zu überschreiten? • Epistemologische Grenzen: Grenzen der Erkennbarkeit, des Wissens und der Vernunft, die sich hermeneutisch/phänomenologisch deuten lassen als „Signaturen der Kontingenz“, oder im Sinne des Poststrukturalismus zur „Dekonstruktion“ von Modellen absoluten, sicheren und kontextfreien Wissen Anlass geben, um der Situiertheit und Kontextualität aller Projekte der Erkenntnissuche Rechnung zu tragen. • Ontologische und existentielle Grenzen: Das Funktionieren elementarer körperlich verankerter Prozesse des Leibseins ist eine unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass wir leben. Das gibt organischem Leben seine eigene ontologische Qualität. Auf dieser Basis sind die Leistungen möglich, die uns als tätige, wahrnehmende und reflektierende Wesen ausmachen. • Jenseits dieser ontologischen Differenzierungen ist unser Leben etwas, was materielle, psychische und darüber hinaus soziale Dimensionen hat, in denen es sich als offener Prozess realisiert. Es realisiert sich in den Grenzen, die ihm von seinem Körper auferlegt sind. Aber es realisiert sich auch durch Grenzen, die ein seinem Bewusstsein im Feld des Sozialen, der Gesellschaft. Diese Grenzen sind formbar, und die Formen des Lebens sind der Transformation und der Revision fähig, mit anderen Worten, ein Thema der Politik. • Dahingegen erscheint das Faktum der Leibgebundenheit eine nicht aufhebbare Grenze des Lebens zu sein. Alle Anstrengungen zur Optimierung des Körpers sind Versuche, diese Grenzen zu verschieben. Sie können aber nichts ändern an der Gewissheit, dass Endlichkeit, dass Sterben ein wesentlicher Abschnitt des Lebens selbst ist.
Diskussion zum Vortrag.