„Interdisziplinäre Aspekte der Mensch-Maschine-Differenz“

Der Tagungsbeitrag zielt darauf ab, die Mensch-Maschine-Differenz historisch zu rekonstruieren und im Kontext der Bestimmung eines interdisziplinär ausgerichteten und aktuellen Philosophiebegriffs zu rekontextualisieren Wenn La Mettrie behauptet, dass der Mensch als Maschine betrachtet werden müsse, so formuliert er besonders drastisch, dass der Mensch als ein Gegenstand der Humanphysiologie gesehen werden muss. Wenn Kant behauptet, dass eine physiologische Anthropologie eine wissenschaftliche Unmöglichkeit darstellt, so beruft er sich nicht nur auf eine bestimmte Idee der Wissenschaftlichkeit, sondern auch auf einen philosophischen Begriff vom Menschen – und überhaupt auf einen organisationslogischen, nicht-mechanistischen Begriff vom Lebendigen. Dieser (exemplarische) Gegensatz materialistischer und idealistischer Auffassungen kann historisch auf seine interdisziplinäre Funktion hin analysiert werden. Maschinen bevölkern den mathematisierbaren Bereich der Naturforschung – während Menschen in einer von ihnen hervorgebrachten Kultur denken, fühlen und wollen. Bedient sich der materialistische Ansatz naturwissenschaftlicher Kenntnisse, um Aussagen über den Menschen zu treffen, so ist es im Kantischen Diskursuniversum die erkenntnistheoretische Reflexion, die im Wesentlichen die wissenschaftliche Stellung der Naturwissenschaften definiert. In beiden Fällen verhindert die implizite Hierarchie des Wissens eine (transparent organisierte) interdisziplinäre Forschungspraxis. Umgekehrt deformiert aber die Durchlässigkeit der Grenze (zwischen Menschen und Maschinen) die festen Konturen der Disziplinen. Meine Frage ist, ob die daraus resultierenden Legitimierungsschwierigkeiten des Wissenstransfers (z. B. im Sinne einer kognitions- oder neurowissenschaftlichen „Kolonialisierung“ der Anthropologie) durch die aktuellen Entwicklungen kultur- und sozialwissenschaftlicher Methoden der Wissenschafts- und Technikforschung kompensiert werden könnten.

Diskussion zum Vortrag.