Inklusion und Exklusion in Geschlechtertheorien und Migrationsdebatten. Dialektiken von Pluralität, Identität, Anerkennung

Auch in eloquenten Publikationen zu Migration wird – jenseits der sich wiederholenden Erwähnung des Zusammenhangs von Sex-, Rass-, Klassismus – zumeist die Sonderstellung von Migrantinnen nicht mitbedacht. Geschlechterdemokratische ‚Inklusion’ ist wohl auch in diesem Kontext bislang nicht zu haben. Doch erweisen sich die Debatten um Dilemmata von Integration und Ausschluß, Teilhabe und Vereinnahmung im migrantischen Feld als den gendertheoretischen Diskursen ähnlich – wobei dies weniger unter dem Label In- und Exklusion, denn unter den Paradigmen Geschlechtergleichheit und Geschlechterdifferenz ver- und behandelt wurde. Die Kontroversen innerhalb der feministischen Ansätze können mit Emanzipationshoffung versus Assimilationskritik beschrieben werden. Was noch aussteht, ist der Vergleich der unterschiedlichen gender-philosophischen Perspektiven mit jenen der Migrationsdebatten, deren Gemeinsamkeiten und/oder Differenzen zu eruieren und mit der Infragestellung nach Teilhabe und Teilnahme an der Gesellschaft zu konfrontieren. Partizipation, Inklusion und Integration, so sie realpolitisch überhaupt umgesetzt werden, sprechen von dem Wunsch nach Annahme im System, was die Anerkennung des Systems impliziert. Vielleicht wird z.B. bei der Kopftuchpolitik in Europa im Sinne einer Zwangsintegration in westliche Weiblichkeitsnormen der Stolz der Dissidenz der Trägerinnen unterschlagen. Mit Hannah Arendt wäre zu bedenken, dass ein undifferenziert imaginiertes Innen als politische Rahmung ein totalitäres Modell abgäbe, welches die Bedingungen des Politischen zerstören würde.