1950 findet im Stuttgarter Neckarstadion das erste Länderspiel einer deutschen Fußballnationalmannschaft nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Auf den Rängen kommt es zu Ausschreitungen, es gibt Hunderte von Verletzten. Auf dem Platz gewinnt Deutschland gegen die Schweiz mit 1:0. Heidegger wird im Jahr darauf ordentlich emeritiert und darf wieder lehren. Die Menschen heißen jetzt die „Sterblichen“. Vom Leben lässt sich nur noch im Stadium der Vergessenheit sprechen, denn wo der Mensch Lebewesen genannt wird, ist er nach Heidegger bloß vorhanden und berechenbar. Das „Leben“ liegt jetzt ganz und gar im Gegenstandsbezirk von Statistik und Logistik.
Heidegger entwirft angesichts ausgezeichneter Orte oder vielmehr Dinge, die Orte ,einräumen’ und Räume ,stiften’, eine Topologie des Seins. Dem Leben, das nur noch als Masse und als Objekt quantifizierender Wissenspolitiken gehandelt wird, hält er eine Theorie und Praxis des ,Wohnens’ entgegen, die selbst in der tiefsten Depression einen Aufenthalt, ein Wohnen bei den Dingen garantieren soll. Der Weg dorthin führt nicht durch Hütte und Haus, sondern durch die umgebende Landschaft, vorbei an Brücken und Stadien, Kraftwerken und Flugplätzen, jenen Behausungen, die für Heidegger das Verhältnis zwischen Mensch und Raum architektonisch formulieren und den „Aufenthalt des Menschen behausen“. Im Stadion trifft die Logistik der Zuschauer-Masse auf die Topologie des Fußballspiels, das zwar eng umrissen ist, sich als Ereignisraum aber erst in der Bewegung zwischen Spielern und Ball konfiguriert. Gestell und Ereignisdenken teilen hier einen Ort, der zu den ,anderen’ Räumen Foucaults gezählt werden kann, allerdings als vom Medium her gedachter und historisierter Zwischenraum, der sowohl vom Buchdruck wie von antiken Spielen zeugt.