Die Frage nach den grundlegenden Merkmalen des Menschseins wird im Beitrag vonSeite der Ästhetik angegangen werden. Die These, die dabei plausibilisiert und verteidigtwerden soll, ist: Das, was den Menschen in seinem Menschsein fundamental charakterisiert, ist seine untrennbare Verschränkung mit Schönheit und Form. Um diese Gebundenheit zu erläutern soll zu Beginn des Vortrags die Ausgangsfrage der Konferenz aufgegriffenwerden: Was unterscheidet das Menschsein vom Tiersein? Die Antwort kann ungefährlauten: Mensch sein heißt, das Leben bewusst tugendhaft und glücklich zu führen. Diesesbewusste Streben unterscheidet den Menschen vom Tier. Der Zusammenhang zwischenSchönheit und dem Guten findet sich beim Aquinat pointiert wiedergegeben: „In ihremSubjekt sind Schönes und Gutes dasselbe, denn sie gründen auf dieselbe Realität, nämlichauf die forma. Und deshalb wird das Gute als schön gepriesen. Aber sie unterscheidensich im Aspekt. Das Gute bezieht sich nämlich eigentlich auf das Streben, denn das Guteist das, was alles erstrebt. […] Das Schöne bezieht sich aber auf das kognitive Vermögen,denn schön wird das genannt, was gesehen gefällt.“ (Summa theologiae, I, q.5, a 4, ad 1)Das Erkennen von Schönheit ist damit auch ein Erkennen des Guten; das Streben nachSchönheit ist dann aber zugleich ein Streben nach diesem Guten. Thomas’ verknüpft nunSinnlichkeit und kognitive Leistung beim Erkennen von Schönen, insofern er es an denBegriff der Form bindet. In dem Beziehungsgefüge aus Form – Schönheit erwächst einebesondere Art der Erkenntnis, die einerseits menschliche Wahrnehmungsfähigkeit besonderes erfordert, andererseits diese an Verstandestätigkeit bindet und ihr so epistemischeLegitimation verschafft. An Thomas anschließend sind es A. G. Baumgarten und Kant,die Ästhetisches epistemisch legitimieren und damit Form und Schönheit für die Herausstellung des spezifischen Kriteriums menschlichen Daseins ermöglichen. Die besondereÜbereinkunft zwischen reflektierendem Geist und Wahrgenommenem, zwischen Formund Schönheit ist es, so die These des Vortrags, die den Menschen in seinem Menschseindeterminiert und ihn vom Tier unterscheidet. Davon ausgehend kann dann in einemweiteren Denkschritt auf die Auswirkungen dieses Faktums für die gesamte Kulturbildung des Menschen reflektiert werden: Wenn der Mensch über eine grundlegende Tendenz und Affinität für Form und Schönheit verfügt, dann nehmen schöne Dinge im Allgemeinen, Kunstwerke im Besonderen, einen ausgewiesenen Platz in Fragen philosophischer Erkenntnistheorie, Ethik und auch Religionsphilosophie ein. Form und Schönheitscheinen dann geradezu jeden Bereich menschlichen Lebens zu beeinflussen. Der Vortragsoll diesen Einfluss in einem philosophiehistorischen Blick exemplarisch aufzeigen, insbesondere im Aufriss des Denkens Thomas’, Baumgartens und Kants. Schließlich kann, jenach Zeitfenster, durch Bezug auf alltägliche Phänomene und zeitgenössische Kulturtheorie diese philosophische Legitimierung auf ihre praktische Relevanz hin befragt werden:Welche Bedeutung haben Schönheit, Kunst, Mode und Luxus für das Menschsein?
Form und Schönheit. Fundament des Menschseins?
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