Emergenzen 7: Einführung

Die Philosophische Audiothek
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Open Access bringt im humanwissenschaftlichen Kontext, so scheint es, mindestens so zahlreiche Probleme wie Vorteile mit sich. Dies wurde auch in der Skizze klar, die Peter Plener (Senior Editor, Kakanien revisited) in seinem Auftaktsvortrag präsentierte: Ausgehend von einem Aufsatz Ulrich Herbs in Telepolis,1 der den Kapitalbegriff von Pierre Bourdieu auf das wissenschaftliche Arbeiten ausdehnte, argumentierte Plener für eine feinere Unterscheidung in Sachen geisteswissenschaftlicher Impact Factors, zumal diese wie auch die Definition »Buch« oder »Publikation« als eine pure soziale Konstruktion hingenommen werden müssen, die keine eindeutig definierbare Qualitätsmessung erlauben. Nicht nur, dass die Zitationspraxis alleine schon erhebliche Unterschiede in den verschiedenen Disziplinen aufweist, sondern auch der mediale Engpass, der durch das Internet vorgezeichnet wird, erfordert einen subtileren Zugang zur geisteswissenschaftlichen OA-Publikation. Auch wenn die Anwendungsstrategien auf Grund der Budapester und Berliner Erklärungen etwas klarere Umrisse erhielten, indem die Archivierungsaufgaben als Funktionen von Bibliotheken statt Verlagen ausgewiesen wurden, stehen etliche juristische und sozialpolitische Fragen in dem Maße offen, dass die Zuständigkeiten, womit v.a. die Fragen der Finanzierung und somit der rechtlichen Ansprüche gemeint sind, nach wie vor schwer definierbar sind. Pleners Plädoyer für die Stärkung des bildungs- und wissenschaftspolitischen Diskurses, sprich (ideologischen und finanziellen) Einsatzes des Staates für Open Access, wurde mit jenen Argumenten untermauert, die in diesem Bereich die Vorzüge von Pluralismus, Offenheit, Zugänglichkeit usw. des Wissens, der Information und der Kommunikation gerade mit Blick auf die verminderte Funktionsfähigkeit von geisteswissenschaftlichen Verlagen (Beispiel: Böhlau ohne Vertriebssystem) sowie auf die chaotische staatliche Subventionierungspraxis von Printpublikationen, aber auch auf den veränderten Status von Privatbibliotheken einzelner WissenschafterInnen betonen. Dass die schwankende Qualitätssicherung immer noch als Ausschlag gebendes Gegenargument angeführt wird, könne gerade durch den Hinweis auf die Anomalien im Falle der traditionellen Publikationsform ausgehebelt werden. Mit einem sinnvolleren Einsatz des staatlichen Engagements müssten diese wissenschaftspolitischen Fragen dem Ausbau von Open Access den Weg ebnen.