Die Kultivierung von Lebenswissen in Gesundheitsorganisationen durch Philosophie

Die Philosophische Audiothek
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Die Kultivierung von Lebenswissen in Gesundheitsorganisationen durch Philosophie
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Eine bedeutende Grenzüberschreitung in der praktischen Philosophie findet statt, wenn nicht mehr bloß Fachphilosoph/innen zu verschiedenen Themen der angewandten Philosophie Stellung beziehen, sondern wenn Menschen, die in den Praxiskontexten stehen, selbst zu "philosophieren" beginnen – oder wenn ein aufgeklärtes Selbstdenken an sich geboten wäre, weil spezialwissenschaftliche Diskurse an Grenzen stoßen. Solche Kontexte finden sich etwa im Gesundheitsbereich, wenn angesichts von "Grenzsituationen" die mit den medizinischen und psychologischen Diskursen verbundene professionelle Beziehung transzendiert wird in eine gemeinsame Betroffenheit von der Fraglichkeit des menschlichen Lebens. Eine Antwort auf die "Antinomien der Existenz" (Jaspers) kann niemandem abgenommen, an keine Fach-Expertise delegiert oder durch operative Geschäftigkeit medizinisch-pflegerischen Handelns als Problem abgeschafft werden. Betreute und Betreuende stehen gemeinsam – gleichermaßen als "Laien" – in einer Situation, die nicht anders als "philosophisch" zu bezeichnen ist und der sie nicht anders begegnen können als auf der Basis des je eigenen durch Reflexion und Erfahrung erworbenen "Lebenswissens". Im Vortrag soll gezeigt werden, wie konkret in Fürsorge-Beziehungen durch Philosophie "Lebenswissen" kultiviert werden kann. Auf philosophischer Grundhaltung gebaute Beziehungen und Kommunikationsweisen unterscheiden sich stark von dem, was dazu in den Medizin- und Pflegediskursen für relevant gehalten wird. Anliegen des Vortrages ist es, einerseits diesen Unterschied herauszuarbeiten, andererseits ein Gespür dafür zu entwickeln, wie ein Uranliegen der Philosophie, nämlich aufgeklärtes Selbstdenken zu organisieren, Gestalt annehmen könnte.

Diskussion zum Vortrag.