Die Grenze zwischen Akteur-relativen und Akteur-neutralen Gruenden im moralphilosophischen Diskurs

Die Philosophische Audiothek
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Die Grenze zwischen Akteur-relativen und Akteur-neutralen Gruenden im moralphilosophischen Diskurs
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Eine bedeutende Grenze im moraltheoretischen Diskurs zur Begruendung von Moral verlaeuft entlang der Unterscheidung von Akteur-relativen und Akteur-neutralen Gruenden. Worin besteht diese Unterscheidung? Definitionstheoretisch besteht unter Philosophinnen weitgehend Konsens, dass bei Akteur-relativen Gruenden der Akteur in einer massgeblichen Beziehung zu diesen Gruenden steht: die Gruende sind Gruende für ihn. Akteur-relative Gruende weisen demnach eine wesentliche Referenz zum Akteur auf. Hingegen sind Akteur-neutrale Gruende nicht Gruende für eine spezifische Person, sondern Gruende für jeden. Geht es jedoch um die begruendungs- und rechtfertigungstheoretische Dimension von Moraltheorien, ist es mit der Uebereinstimmung schnell vorbei. Manche betrachten Akteur-relative Gruende als moralisch verpflichtend, waehrend andere Akteur-neutrale Gruende als fundamentales Element von moralischer Verpflichtung stark machen. In diesem Artikel soll nun die Grenze entlang der Unterscheidung beider Arten von Gruenden genauer betrachtet werden: Akteur-relative Gruende werden von Philosophinnen haeufig auch als subjektive oder private Gruende und Akteur-neutrale Gruende als oeffentliche oder objektive Gruende bezeichnet. Ich argumentiere, dass die Gleichsetzung der Bezeichnungen in die Irre fuehrt. Es entsteht die Tendenz, Akteur-relative Gruende der Sphaere des Privaten und Subjektiven zuzuordnen, waehrend Akteur-neutrale Gruende als bereits objektivierte Gruende – die Rechtfertigung eingeschlossen – erscheinen. Dies fuehrt dazu, dass Akteur-neutralen Gruenden groesseres Gewicht und kategorisches Sollen zugebilligt wird. Akteur-neutrale Gruende sind jedoch nicht schon objektive Gruende. Sowohl Akteur-neutrale als auch Akteur-relative Gruende muessen durch ein Objektivierungsverfahren legitimiert werden.

Diskussion zum Vortrag.