Wenn wir Husserls Epoché ernst nehmen und alles Weltlich-Mundane außer Kraft setzten, scheint es, als könnten wir in der transzendentalen Einstellung nicht mehr von uns als Menschen sprechen, da der für Husserl weltliche Term "Mensch" die transzendentale Sphäre mit Mundanem "kontaminieren" würde, was zu einer ungerechtfertigten Überschreitung der Grenzen des durch die Reduktion abgesteckten Gegenstandsbereiches führen würde. Was aber heißt das für das Verhältnis des Menschen (bzw. des mundanen Ich) zu dem in der Epoché in den Blick kommenden transzendentalen Subjekt? Die Frage, mit der sich der Vortrag beschäftigen wird, ist, aus welcher Perspektive Husserls Einsicht, dass das mundane und das transzendentale ego lediglich zwei verschiedene Perspektiven auf ein Identisches sind, erscheinen kann. So scheint diese Erkenntnis weder in der natürlichen noch in der transzendentalen Einstellung zugänglich zu sein, da erstere insofern naiv ist, als sie nichts von dem transzendentalen ego weiß und da, umgekehrt, in letzterer das mundane ego aufgrund der Epoché in Klammern stehen muss. Bezüglich des Verhältnisses von transzendentalem und mundanem Subjekt werde ich die These vertreten, dass es, zum einen, keineswegs so ist, dass das natürliche Ich gar nichts vom transzendentalen ego weiß und dass, zum anderen, Husserls Konzeption der "Selbstmundanisierung" des transzendentalen Subjekts klar macht, dass das mundane Ich in der transzendentalen Einstellung zwar zunächst eingeklammert werden muss, aber nur um dann mit transzendentaler Notwendigkeit zu erscheinen. Insofern die Phänomenologie bezüglich des Verhältnisses von transzendentalem und mundanem Subjekt versucht, immer nur eins vom anderen aus zu verstehen, lässt sie sich als ein im weitesten Sinn hermeneutischer Grenzgang zwischen der Sphäre der Transzendentalität und der Mundanität verstehen, wobei die ursprüngliche Einheit des transzendentalen und empirischen Ich im aktuellen Erlebnis des Einstellungswechsels erscheint.
Diskussion zum Vortrag.