Das Gehirn-Geist-Problem aus phänomenologischer Sicht

Die Philosophische Audiothek
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Das Gehirn-Geist-Problem aus phänomenologischer Sicht
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Durch Descartes’ substantielle Trennung von Körper und Geist ist das Leib-Seele-Problem zu einem Dauerthema der neuzeitlichen Philosophie avanciert. Es nimmt zudem seit einiger Zeit einen zentralen Platz in den philosophischen Gegenwartsdebatten ein. Trotz vehementer Kritik am psychophysischen Dualismus (vor allem von naturalistischer Seite) wird dieses Problem jedoch bis heute im Rahmen des cartesischen Paradigmas diskutiert, insofern an der Substantialität der Natur zumeist festgehalten und lediglich nach der ontologischen Stellung mentaler Phänomene gefragt wird. Trotz zahlreicher Versuche, mentale Phänomene zu naturalisieren, ist der dualistische Ansatz als solcher mitnichten überwunden: Erst der vorausgesetzte Dualismus lässt eine naturalistisch-monistische Antwort als sinnvolle Problemlösung erscheinen. Denn ohne vorherige Ansetzung einer naturalen und einer mentalen Sphäre gäbe es überhaupt kein Gehirn-Geist-Problem. In diesem Vortrag soll demgegenüber gezeigt werden, dass die cartesianische Problemstellung selbst fragwürdig ist. Es wird dabei der Versuch unternommen, das Gehirn-Geist-Problem mit phänomenologischen Mitteln zu behandeln. Zu diesem Zwecke wird die Frage nach dem Verhältnis von Körper und Geist, Gehirn und Bewusstsein zunächst durch die Frage substituiert: In welchem Verhältnis stehen Körper und Geist anschaulich zueinander? Es gilt mit anderen Worten auf die Phänomene von Körper und Geist zu reflektieren und deren Verhältnis zu beschreiben. Dabei zeigt sich, dass sowohl naturale als auch mentale Phänomene durch zwei weitere Phänomene bedingt sind, die weder der Kategorie des Körpers noch der des Geistes zugeordnet werden können: Bewusstsein und Leib. Bewusstsein wird dabei nicht als Weltinnenraum (Psyche, mind etc.) verstanden, sondern als Präsenz von Selbst und Welt. Hierdurch wird von vornherein jegliche Subjekt-Objekt-Spaltung als sachfremd zurückgewiesen. Der Leib wird als Medium der Welt und als Ansich des eigenen Körpers exponiert. Erst die Berücksichtigung dieser Momente ermöglicht eine sachangemessene Reformulierung der traditionellen Körper-Geist-Problematik.

Diskussion zum Vortrag.