Gertraud Diem-Wille
Das Baby als Katalysator unbewusster Konflikte der Eltern – Zur psychoanalytisch-orientierten Eltern- Kleinkind Therapie
Zunächst wird anhand zahlreichet Studien gezeigt, wie wichtig eine frühe Hilfe für Eltern und Kleinkindern bei Entwicklungsstörungen, Ess- und Schlafproblemen ist. Die besondere Methode der Kurz- oder Fokaltherapie wird beschrieben, die ganz ungewöhnlich rasche Erfolge zeigt. Man kann sie deshalb am Schnittpunkt zwischen Therapie und Prophylaxe positionieren.
Das Baby mit seinem feinen Sensorium für primitive Ängste, Stimmungen und Projektionen der Eltern kann die auf es projizierten unbewussten Konflikte und Ängste nicht aufnehmen. Da es diese Projektionen noch nicht mental verarbeiten kann, reagiert es somatisch mit Entwicklungsstörungen, Ess- oder Schlafproblemen, heftigen Schreien oder Angstträumen. Man kann daher das Baby als „Katalysator“ für unbewusste Probleme der Eltern bezeichnen. Aufbauend auf den Lernerfahrungen der psychoanalytische Beobachtung der Eltern- Kleinkind Interaktion im ersten Lebensjahr des Kindes wurde diese Methode entwickelt. Die besondere Form der Deutungen der unbewussten Dynamik wird in einer beschreibenden Form den Eltern oder dem Kind gegeben..
Anhand einer Falldarstellung der therapeutischen Arbeit mit einer Familie wird das Einbeziehen des Babys gezeigt. Anschließend werden auf die Problemkreise hingewiesen, die Familien in eine Eltern-Kleinkindtherapie führen. Problematische Entwicklungen können in statu nascendi erfasst werden.
Abschließend wird auf das Ausbildungsangebot des Weiterbildungslehrgangs „Eltern-Kleinkind Therapie“ an der Wiener Psychoanalytischen Akademie hingewiesen.
Eine überarbeitete Fassung dieses Vortrags findet sich in Ulrike Kadi, Sabine Schlüter, Elisabeth Skale (Hg.): Vom Unbewussten III-IV. Sigmund-Freud-Vorlesungen 2014. Wien: Mandelbaumverlag 2015.
Die Sigmund Freud Vorlesungen sind eine Veranstaltung der Wiener Psychoanalytischen Akademie.