Der Vortrag soll die Eigenart von Grenzen beleuchten, sich unter bestimmten Bedingungen selbst zu verstärken, ab einem bestimmten Tipping point ihre Funktion und damit sich selbst auch wieder zu unterlaufen. Die These schließt an Untersuchungen zur Ordnungsentstehung an (Füllsack 2010a, 2010b, 2011). Zugrunde liegt die Annahme, dass sich anschlussfähige Ordnungen anhand dreier Aspekte erfassen lassen: 1. dem Aspekt großer Zahlen. 2. einem Zeitaspekt, der sich aus „zeitaufwendigen Produktionsumwegen“ (Böhm-Bawerk) ergibt. 3. einem Raumaspekt, der sich aus „komparativen Kostenvorteilen“ (Ricardo) ergibt. Mithilfe Genetischer Algorithmen (Holland 1992) wird untersucht, inwiefern diese Prinzipien reichen, um Systeme zu generieren, die mit Selbst-Modellen (Metzinger 2009) operieren, d.h. die auf next-order-Ebene Repräsentationen ihrer selbst verwenden, um Vorteile einzufahren. Die Verwendung von Selbst-Modellen ermöglicht solchen Systemen den Vergleich von Energiebilanzen. Da dieser Vergleich sowohl ein „Gedächtnis“ voraussetzt, in dem bisherige Bilanzen verfügbar sind („Vergangenheit“), wie auch eine Vorstellung der noch zu absolvierender Prozessschritte („Zukunft“), generiert ein solches System eine rudimentäre Zeitdimension. Zeit wird als Produkt einer Verrechnungsstelle sichtbar, die einen „Gesamtplan“ jener Aktivitäten verwaltet, die gegenüber der second-order-Instanz des Modells die Operationen auf Vollzugsebene betreffen. Die Repräsentation auf Metaebene unterliegt einem anderen Takt als die Vollzugsebene. Das System kann so auf Metaebene die Entwicklungen auf Vollzugsebene „antizipieren“. Es wird zu einem „antizipativen System“ (Rosen 1985), das seine Identität und damit seine Außenabgrenzung im auf Dauer gestellten Vergleich von vergangenen und zu erwartenden Energiebilanzen erhält. Diese Außenabgrenzung unterliegt dabei einer dynamischen Relation zum System selbst und kann infolge ihrer Selbstverstärkung dem Aufbau von Ordnung auch wieder abträglich werden.
Diskukssion zum Vortrag.